Missstände bei Kursen für Hartz-4-Empfänger: 190 Millionen Euro werden verschwendet

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Die Grundsicherung für Arbeitsuchende – besser bekannt als Hartz 4 – soll hilfebedürftige Personen nicht nur finanziell unterstützen. Laut § 2 des Zweiten Sozialgesetzbuches werden die Leistungsberechtigten auch selbst gefordert. So sind sie dazu verpflichtet, aktiv an allen Maßnahmen, die der Eingliederung in Arbeit dienlich sind, mitzuwirken. Diese Maßnahmen werden von vielen Stellen schon seit Langem kritisiert. Wie der Tagesspiegel berichtet, legt der Bundesrechnungshof nun nach: Durch Missstände bei Kursen für Hartz-4-Empfänger soll jährlich ein Schaden von rund 190 Euro entstehen.

Sinnlose Kurse und Überbuchung: Scheinbar systematisches Vorgehen der Jobcenter und Arbeitsagenturen

Missstände bei Kursen für Hartz-4-Empfänger: Rund 190 Millionen Euro sollen jährlich verschwendet werden.
Missstände bei Kursen für Hartz-4-Empfänger: Rund 190 Millionen Euro sollen jährlich verschwendet werden.

Laut einer Untersuchung des Bundesrechnungshofes bestehen gravierende Missstände bei Kursen für Hartz-4-Empfänger. Stichprobenartig wurde die Vergabe von 617 Plätzen in 35 Maßnahmen überprüft – mit folgenden Ergebnissen:

  • Drei von zehn Teilnehmern mussten bereits ähnliche Kurse absolvieren. Die Maßnahme hatte also keinen Mehrwert.
  • In 212 Fällen waren die Teilnehmer nicht ausreichend darüber infomiert worden, warum sie an der Maßnahme teilnehmen sollten.
  • In 182 Fällen trug der Kurs nicht zur beruflichen Eingliederung der Arbeitslosen bei.

Durch eine derart sinnlose Zuteilung der Maßnahmen entsteht laut Berechnungen des Bundesrechnungshofes ein jährlicher Schaden in Höhe von 190 Millionen Euro. Doch wie kommen solche Missstände bei Kursen für Hartz-4-Empfänger zustande? Das Ganze scheint System zu haben: Anscheinend werden oftmals zu viele Plätze in Kursen gebucht. Um diese dann zu besetzen, werden ALG-2-Empfänger, denen die Maßnahme eigentlich nicht weiterhilft, trotzdem dazu angehalten, teilzunehmen.

Sowohl die Arbeitsagenturen selbst als auch die Mitarbeiter profitieren von diesem System. Sachbearbeitern, die viele Leistungsempfänger in Kurse bringen, winkt eine Beförderung oder Festanstellung. Ihre Vorgesetzten können mit Geldprämien rechnen. Des Weiteren können so die Statistiken zur Arbeitslosigkeit geschönt werden, denn Personen, die an einer Maßnahme teilnehmen, gelten offiziell nicht als arbeitslos.

Sinn und Zweck der Maßnahmen der Agentur für Arbeit laut SGB III

Die aufgeführten Missstände bei Kursen für arbeitslose Hartz-4-Empfänger zeigen: Die Maßnahmen bringen viele Teilnehmer beruflich nicht weiter. Dabei sollen die Kurse laut § 45 Abs. 1 des Dritten Sozialgesetzbuches eigentlich als Unterstützung dienen:

Ausbildungsuchende, von Arbeitslosigkeit bedrohte Arbeitsuchende und Arbeitslose können bei Teilnahme an Maßnahmen gefördert werden, die ihre berufliche Eingliederung durch

  1. Heranführung an den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt,
  2. Feststellung, Verringerung oder Beseitigung von Vermittlungshemmnissen,
  3. Vermittlung in eine versicherungspflichtige Beschäftigung,
  4. Heranführung an eine selbständige Tätigkeit oder
  5. Stabilisierung einer Beschäftigungsaufnahme

unterstützen (Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung).

In der Regel wird die Verpflichtung zur Teilnahme an solchen Kursen in der Eingliederungsvereinbarung festgehalten. Kommen ALG-2-Empfänger dieser Pflicht nicht nach, drohen Sanktionen – im schlimmsten Falle werden die Hartz-4-Leistungen komplett gestrichen.
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Missstände bei Kursen für Hartz-4-Empfänger: 190 Millionen Euro werden verschwendet
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Über den Autor

Autor
Yassin F.

Yassin hat Sozialwissenschaften studiert und mehrere Jahre bei verschiedenen karitativen Einrichtungen gearbeitet. 2021 stieß er zum Team von arbeitslosenselbsthilfe.org hinzu und unterstützt uns seitdem mit dem Verfassen von News und Ratgebern.

4 Gedanken zu „Missstände bei Kursen für Hartz-4-Empfänger: 190 Millionen Euro werden verschwendet

  1. petgrie

    Ich hatte 2 mal an einer Weiterbildungsmaßname teilgenommen und kann aus eigener Erfahrung sagen, das diese zu keinerlei Qualifizierung beigetragen hatte. Im gegenteil man wurde an einen Rechner gesetzt und sollte Bewerbungen schreiben die wir aus den uns vorgelegten Zeitungen suchen sollten. Die Veranstalter dieser Maßname haben sich um nichts gekümmert. Wenn die/der eine noch gar keine Erfahrung mit dem Pc hatte, sollten sich andere darum kümmern und von denen Lernen. Da ich auch noch nie was mit Windoof zu tun hatte, aber mit Mac, konnte ich mich etwas besser hineinversetzen.. Es hat mir niemand von den Veranstaltern geholfen. Im gegenteil, hatte ich eine ältere Dame (55 Jahre) neben mir die mich ständig fragen musste wie sie das nun machen sollte und habe Ihr und einigen anderen dadurch helfen können. Diesen Veranstalter geht es nur darum den Kurs zu besetzen und unsere Steuergelder zu kassieren. Solange die keine Aufsicht von der Arbeitsagentur zu befürchten haben könne sie plann und konzeptlos reich werden. Die ganze“ Maßname“ bestand nur darin Bewerbungen zu schreiben.Diese Gelder sollten lieber zu einer richtigen Qualifizierung und Weiterbildung genutzt werden, als das man damit nur die Statistik schönt. Wenn ich höre das es jeden Monat wenigen Arbeitslose werden, muss ich mich doch fragen wie wird denn deise Satistik so lange geschönt damit dieses Resultat dabei herauskommt. Wir werden doch von der Regierung ständig nur belogen.

  2. bärli

    Es ist doch offensichtlich, es gibt nicht mehr genügend Arbeit für alle.
    Nun wird es Zeit, über ein Grundeinkommen nach zudenken.

    Da werden die Mitarbeiter im Jobcenter auch anfangen, um ihren sicheren Job zu bangen.
    Wenn die dann Glück haben – besteht die Grundsicherung.

  3. J.-P. S.

    Grundsätzlich leibt die frge: wer sagt weöche maßnahmen sinvoll, welche weniger sinnvoll sind? Nach welchen kritrien wird das hier bemessen? was ist IHRER meinung eine sinvolle maßnahme? und nenen sie KONKRET maßnahmen udn Anbieter,m die a) sinnlose maßnahmen anbieten, Fragen sie bei entsprehenden JC nach, warum man TN dnn dorthin schickt. Welche Kriteien sind egerell aufzustellen und wer kontrolliert das alles. Nur dann haben diese pauschalisiertn unrepräsentativen Statistiken überhaupt einen Wert!

    1. Gesine

      Diese Leistungen die fr derartige Massnahmen gebunden sind müssen wesentlich besser klassifiziert und die Zweckgebundenheit sollte auch ein wenig auf die zu vermittelnden Berufsbilder abgestellt sein. Manch einVermittler kann ja nicht ein mal das Berufsbild klassifzieren ganz zu schweigen von dem Anforderungsprofil welche die Massnahme erllen sollte. Das ist zu vermeiden wenn ein auggewählter Kreis von gut qulifizierten Vermittelern Praxisnah am Markt mit den jeweilgen Unternehmen kontinuierlich und individueller mit den Firmen der zu vermittelnden Stellen in Kontakt stehen. Dann werden auch nicht sinnlose Massnahmen vergeben um die Ouote zu erreichen.Um Prämien vergeben zu können.Damit die AL Statistiken stimmen. Das sind auch Transfährleistungen die keinen Verursacher wieder abgefordert werden. Nur Steuergelder. Das Konstukt oder sagen wir Moloch der die Agenturen entstanden ist . Wird nie mehr berschaubar werden . Weil es keine unabhängigen Kontroller ber diese Management gibtWelche sich Fallmanager bezeichnen..Es ist nur meine Sichtweise keine allgemeine Aussage..

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